Neue Michaelskirche

Die neue Michaelskirche wurde von der evangelischen Kir-chengemeinde Burgfelden in den Jahren von 1894 bis 1896 neu erbaut. Pfarrer für Pfeffingen und Burgfelden war Eduard Hauber von 1892 bis 1904, der unermüdlich den Bau vorantrieb. Der Neubau war nötig geworden, da in der bisherigen Dorfkirche im Jahr 1892 romanische Fresken entdeckt wurden und die Staatsfinanzverwaltung Württemberg die Michaelskirche ohne Uhr, Orgel und Glocken um 16.000 Mark übernommen hatte.

Die ersten Baupläne erstellten Baurat Stahl bzw. Bauinspektor Gebhard aus Stuttgart im Auftrag der Finanzverwaltung mit veranschlagten Summen von ca. 24.000 Mark. Diese Vorschläge fanden jedoch in Burgfelden keinen Gefallen und so beauftragte der Kirchengemeinderat den Regierungsbaumeister Pohlhammer aus Stuttgart mit der Planung, was zu einem großen Zerwürfnis zwischen der Kirchengemeinde, dem Bürgermeister und der Finanzverwaltung führte. Dessen Kostenvoranschlag belief sich auf 25.200 Mark, wurde jedoch von verschiedenen Seiten in Frage gestellt. Nach der Fertigstellung des Rohbaues zeigte sich, dass der “Pohlhammerplan” viel zweckmäßiger war, die Baukosten aber 28.500 Mark verschlangen. Für die Ausstattung und den Turm wurden weitere 20.500 Mark benötigt. Die aus dem Ruder gelaufenen Baukosten konnten nur unter großen Anstrengungen der kirchlichen und bürgerlichen Gemeinde sowie einer Landeskirchenkollekte mit 14.300 Mark aufgefangen werden. Die ca. 1.000 württembergischen Kirchengemeinden spendeten im Durchschnitt 14 Mark, wobei der Höchstbetrag naturgemäß aus Stuttgart mit 1.173 Mark kam, gefolgt von Tübingen mit 256 Mark. Die niedrigste Spende betrug 1 Mark. Auch aus der Burgfelder bürgerlichen Gemeinde kamen viele Spenden. Die Restschuld von 8.500 Mark wurde mit vielfältigen Spenden und einer Landeslotterie, zusammen mit der Pfeffinger Kirchengemeinde, abgedeckt. Die Einweihung war am 15.12.1896 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung..

Die Kirche ist in neugotischem, französischem Übergangsstil auf einem Betonsockel errichtet. Die Bauleitung hatte Bauführer Gengenbach aus Ochsenhausen. Viele Dorfbewohner halfen im Tagelohn mit am Bau der Kirche und bekamen 1,5 Mark/ Tag. Zufuhrdienste vom Bahnhof Ebingen oder Lautlingen übernahmen hauptsächlich Fuhrleute aus Burgfelden und Pfeffingen. Die Grabarbeiten führte Johannes Stotz, Zimmermann, aus. Betonier- und Maurerarbeiten übertrug man an jung Jo-hannes Maute, Maurermeister aus Pfeffingen. Die Wände wurden als Backsteinfugenbau aus Wasseralfinger Schlackensteinen (Hochofenschlacke) der Fa. Franz Dopfer und weißem Dettenhausener Sandstein hochgezogen. Den Zement lieferte die Cement-Fabrik Blaubeuren. Durch die 6 großen Fenster entstand ein schlichter, heller Kirchenraum mit einem angebauten Chor. Sämtliche Fenster lieferte die Fa. Waldhauser & Ellenbeck aus Stuttgart. Die Mosaikbodenplatten kaufte man bei Noa Wendler & Söhne in Gomaringen um 540 Mark. Die Zimmerarbeiten erledigte Johann Amann aus Tailfingen. An Gottlob Narr aus Balingen wurden die Flaschnerarbeiten vergeben. Das Dach wurde mit Alpirsbacher grauen Falzziegeln gedeckt. Auf den Turm kamen schwarz lasierte Falzziegel. Der Innenputz hatte nur am Chorbogen eine Bemalung. In der östlichen Chorwand ist ein farbiges Rundfenster mit dem auferstandenen Christus, eine Spende des Kunstvereines aus Ebin-gen, eingebaut. Angefertigt wurde es von der Glasmalerei Gust van Treeck in München zum Preis von 275 Mark. Links des Chores war ein Holzlagerraum eingerichtet, der später zu einer Sakristei umgebaut wurde, rechts der Pfarreingang und Sakristei mit dem Zugang zur Kanzel. Diese steht auf einer runden Steinsäule. Der Altar im Chor ist um 3 Stufen erhöht mit seitlichen Steinbalustraden. Vor dem Chor ist der Taufstein aufgestellt. Die Steinmetzarbeiten für Kanzel, Altar und Taufstein machte die Bildhauerwerkstatt Erfort & Wüst in Stuttgart um 1.045 Mark. Die Liedertafel schnitzte der Bildhauer J. Staudenmaier aus Süßen zum Preis von 73 Mark. Die Kirche konnte mit 2 Holz-Kohleöfen beheizt werden. Die Empore an der Westseite bietet links und rechts der Orgel ca. 50 Personen Platz. Auf die Empore gelangt man über einen runden Treppen turm mit einem Durchmesser von 2,2m, der seitlich an den Turm angebaut ist. In der Glockenstube im Turm hingen 3 Glocken. Die Turmuhr mit 3 Zifferblättern, eisernen Rädern und Doppelschlag lieferte die Ulmer Turmuhrenfabrik Ph. Hörz um 900 Mark. Der Turm ist gleichzeitig Eingang für den Kirchenraum. Das Gestühl fertigten die Pfeffinger Schreiner Jakob Maier, Johannes Haasis und Johannes Herter für 1.154 Mark. Um die Kirche herum war ursprünglich ein Zaun mit gemauerten Pfeilern und dazwischen montierten Eisengitterstäben. Dieser wurde 1959 abgerissen und durch eine Betonmauer mit einer Buchenhecke ersetzt. Schon 1930 traten an dem Innenputz erhebliche Bauschäden auf, da 1896 schlechtes Baumaterial verarbeitet wurde. 1953 musste dann der gesamte Putz entfernt und durch einen neuen ersetzt werden, der Natur belassen wurde. Diese Arbeiten erledigte Maurermeister Maute aus Pfeffingen. Für dieses Vorhaben wurden das Gestühl und die Orgel ausgebaut, die alten Opferstöcke entfernt und “tote Winkel” zugemauert. Die 2 Kamine wurden abgetragen und eine Elektroheizung eingebaut, die unter den Sitzbänken montiert ist. Das Dach auf dem Kirchenschiff wurde über die Außenwände hinausgezogen und mit Tonziegeln neu eingedeckt. 1988 und 1995 musste der Turm saniert und an dem Dach Sturmschäden beseitigt werden.